Wissen 2

Alles eine Frage der Technik

Wer schon einmal vor Publikum präsentiert hat, weiß: Es kommt nicht nur auf den Inhalt an, sondern auch auf die Art, wie dieser transportiert wird. Eine nette Art, eine offene Körperhaltung, die passende Gestik und Mimik können bei Präsenzvorträgen schon eine Menge bewirken! Wer seine Zuhörerinnen und Zuhörer dann auch noch freundlich begrüßt und aktiv durch Rückfragen einbezieht, kann sich ihrer Aufmerksamkeit sicher sein. Aber nun die entscheidende Frage: Gilt dasselbe auch für Online-Präsentationen?

Ja und nein! Vieles, was Sie für Vor-Ort-Präsentationen schon gelernt haben, trifft so oder ähnlich auch auf Online-Präsentationen zu. Anderes erfordert allerdings mehr Vorbereitung oder eine andere Art der Umsetzung.

Achten Sie darauf, inhaltliche Fragen im Chat immer für alle zu beantworten!

Kürzere Aufmerksamkeitsspanne berücksichtigen

Studien haben gezeigt, dass ein Publikum digital nicht so lange fokussiert bleibt wie bei Präsenzvorträgen. Planen Sie die Dauer Ihres Vortrags daher so ein, dass diese Aufmerksamkeitsspanne nicht überschritten wird: Monologisieren Sie nicht länger als 20 Minuten am Stück – oder bauen Sie zwischendurch eine mehrminütige Pause ein.

Interaktion ermöglichen

Binden Sie Ihr Online-Publikum in den Vortrag ein, indem Sie geeignete digitale Tools verwenden. Bereiten Sie zum Beispiel eine kleine interaktive Umfrage oder ein Quiz vor. Eine Übersicht DSGVO-konformer Tools wie Oncoo und Flinga hat der Bildungsserver Berlin-Brandenburg zusammengetragen: https://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/online-lernen-tools 

Alternativ können Sie das Publikum auch direkt über die Kommentieren-Funktion des verwendeten Videokonferenzsystems einbinden. Die Nutzung von Stempelmarkern etwa auf einer Folie mit den Rubriken Ja/Nein/Vielleicht erlaubt allen eine anonyme Beteiligung direkt in der Videokonferenz. Machen Sie sich frühzeitig mit dem Videokonferenzsystem und seinen Funktionen vertraut und erläutern Sie dem Publikum die Funktion, wenn Sie sie nutzen möchten!

Die Markerfunktion eines Tools kann das Publikum aktiv einbinden: Hier markieren die Teilnehmenden ihren Standort auf einer in die Präsentation eingebauten Karte. Man kann so auch geheime Umfragen abhalten, da die Stempel nicht zur Person zurückverfolgt werden können.

Datenschutz gewährleisten

Sie möchten Ihre Präsentation online aufzeichnen, um diese im Anschluss der Öffentlichkeit oder dem Publikum eingeschränkt zur Verfügung zu stellen? Grundsätzlich eine schöne Idee zur Ergebnissicherung, allerdings spielt auch hier der Datenschutz eine ganz entscheidende Rolle: Nur wenn weder Name noch Bild oder Ton der Anwesenden aufgenommen sind, sondern die Aufzeichnung sich allein auf die vortragende Person und ihre Präsentationsfolien beschränkt, ist die nachträgliche Veröffentlichung auch ohne Einverständnis des Publikums möglich. Diese eingeschränkte Aufzeichnungsfunktion können Sie in manchen Videokonferenzprogrammen im Vorhinein einstellen. Auch hier ist gute Vorbereitung alles! Alternativ können Sie ein Handout zum Vortrag vorbereiten und dieses am Ende an das Publikum versenden.

Aufmerksamkeit generieren und Ablenkung vermeiden

Digital macht’s möglich: Wer über Bergbau referiert, kann dem Publikum vor einem steinigen Hintergrund erscheinen, wer über die Tropen berichtet, sucht sich ein Bühnenbild, das suggeriert, man säße im Dschungel. Diese und ähnliche visuelle Einstellungen können eine passende Atmosphäre generieren. Dabei gilt allerdings, weniger ist mehr: Bild- und Ton-Highlights sollten Sie lieber sparsam einsetzen, damit das Publikum nicht vom Inhalt abgelenkt wird!

Ein virtueller Hintergrund sollte immer gezielt auf das Präsentationsthema hinweisen und nicht davon ablenken.

Nutzungsrechte fremder Dateien kennen

Sie als präsentierende Person sind auch bei Online-Präsentationen für den Schutz der Urheberrechte verantwortlich und müssen sich bei der Nutzung fremder Bilder, Videos, Musik oder Textpassagen an die entsprechenden Creative-Commons-(CC0-)Lizenzen halten. Online kann das sogar komplizierter sein als bei Präsenzpräsentationen vor einem eingeschränkt großen Publikum. Denn manche Medien wie Musikstücke oder längere Textpassagen aus Büchern dürfen gar nicht kostenlos für Online-Präsentationen verwendet werden! Suchen Sie daher Fotos bei Fotoagenturen im Web, die ihre Bilder kostenlos als sogenannte gemeinfreie Dateien (CC0-Lizenz) herausgeben.

Wer immer auf der sicheren Seite sein will, gibt zu jeder fremden Datei spätestens am Ende der Präsentation die Quelle an und sichert sich darüber hinaus ab, dass deren Verwendung im Online-Vortrag gestattet ist. Direkt bei Verlagen oder Produzenten und Produzentinnen nachzufragen kann hier helfen.

Lebendig kommunizieren

Wenn Sie vor Publikum stehen, können Sie auch mit Gestik und Körpersprache viel Dynamik in Ihren Vortrag bringen – das geht online nicht so leicht. Stattdessen konzentrieren Sie sich lieber darauf, durch den Einsatz Ihrer Stimme und die Wahl Ihrer Sprache zu überzeugen und zu fesseln: Durch Pausen an den richtigen Stellen und eine lebendige Vortragsweise können Sie viel wettmachen.

Ein gutes Bild vermitteln

Wenn Sie vortragen, muss Ihr Publikum Sie nicht nur gut hören, sondern auch gut sehen können, denn auch Ihre Mimik und der Blickkontakt durch die Kamera beeinflussen die Atmosphäre Ihres Vortrags positiv. Daher stellen Sie Ihren Bildschirm am besten so auf, dass Sie bequem sitzend mit Ihrem gesamten Gesicht gut zu sehen und nicht nach oben abgeschnitten sind. Auch eine Lichtquelle, die Ihr Gesicht natürlich und deutlich erkennbar ausleuchtet und Sie dabei nicht blendet, ist wichtig für den optischen Eindruck.

Technischer Vorbereitungsaufwand

Das A und O bei Online-Vorträgen ist eine funktionierende Technik! Daher müssen Sie ausreichend Zeit für die Vorbereitung und das Testen auf der Online-Umgebung einplanen. Bei häufigen Verbindungsproblemen oder einer niedrigen Datenübertragungsrate können Sie ein LAN-Kabel direkt an Ihren Router anschließen, um für eine möglichst stabile Verbindung zu sorgen. Prüfen Sie außerdem, ob Ihnen alle nötigen Zugangsdaten vorliegen, und öffnen Sie die Webseiten und Programme, die Sie mit der Funktion „Bildschirm teilen“ im Laufe Ihres Vortrags zeigen wollen, ebenfalls im Vorhinein. Alle anderen Reiter und Programme, insbesondere solche, die störende Zwischengeräusche verursachen könnten wie Mail-Postfächer, sollten Sie schließen.

So bitte nicht:

Aus: Schott, D. U. (2021): Online präsentieren. In: Souverän präsentieren – Die erste Botschaft bist Du. Springer Gabler, Wiesbaden, S. 184. 

Zuletzt geändert: Montag, 5. Dezember 2022, 17:09